Die Geschichte der Gemeinde Tiefenbach
Von der Steinzeit bis heute
Etwa 5500 vor Christi Geburt begann mit den ersten Einwanderern aus dem Balkan die Geschichte des Landkreises Landshut. Die ersten Bauern rodeten Wälder, fanden fruchtbaren Lössboden vor und gründeten die ersten Dörfer. Der Landkreis Landshut war über Jahrtausende eine der dichtest besiedelten Gegenden Mitteleuropas.
Aus dieser Zeit der Linienband- Keramik erblühte eine Hochkultur, die Oberlauterbacher Kultur. Um 2300 v. Chr. entdeckte man einen neuen Werkstoff, die Bronze. Die nachfolgenden Jahrhunderten zeichnen sich durch eine vollendete Verwendung dieses Materials aus. Bronzezeitlichen Hügelgräber bei Bad Ast stammen aus der Zeit von 1400 bis 1200 v. Chr. Die Hügelgräberkultur war damals quer durch Mitteleuropa verbreitet.
Diese Glanzepoche endete mit Völkerwanderungen und Kriegen. In der Urnenfelderzeit (1300 bis 750 v. Chr.) wurden große Fluchtburgen angelegt wie die von Schlossberg, die 450 v. Chr. allerdings niedergebrannt wurde. Es begann die Latenezeit, die klassische Ära der Kelten. Kultplätze wurden errichtet. Berühmte Viereckschanzen finden wir noch in Appersdorf und Badhaus Ast. So könnten die Relikte aus der Blütezeit der über 2000 alten Geschichte wohl Bestandteile ländlichen Siedlungsgefüges sein. Bewohnte Herrenhöfe mit Tierhaltung und Getreidespeichern, Handwerksstätten, aber auch keltische Heiligtümer und Tempelbezirke werden diskutiert. Typisch für die Siedlungen waren strategische Lagen, also bevorzugt auf Anhöhen, an Wassern und in der Nähe von Handelsstrassen. Die Keltenschanze bei Bad Ast, im Volksmund fälschlicherweise als „Römerschanze" bezeichnet, stammt aus der Zeit von etwa 100 v. Chr. Der Graben und der dahinterliegende Wall der etwa 100 Meter langen und 70 Meter breiten Viereckschanze ist auf allen vier Seiten gut erhalten.
Von 500 v. Chr. bis zur Eroberung des Voralpenlandes durch die Römer im Jahre 15 v. Chr. bildeten die Kelten die herrschende Schicht der Bevölkerung. Sie waren die ersten Bewohner unserer Heimat, die sich in stadtähnlichen Siedlungen niederließen. Sie prägten bereits Geld, kannten die Glaserzeugung und manch andere Technik, so z.B. auch das Bierbrauen auf Gerstengrundlage mit Wildhopfenzusatz. Noch heute sind keltische Einflüsse in Sprache und Mentalität der Bayern zu spüren. So sind z.B. viele unserer Flussnamen keltischer Herkunft, wie Isar, Vils, Donau, Inn.
Auch der Name Ast könnte keltisch sein. Er stammt vielleicht von dem Wort „Ovista", was soviel wie Tierpferch, Schafhürde bedeutet. Man kann daher vermuten, dass diese Gegend bereits den Kelten als Weideland diente.
Ab 500 nach Chr. vermischte sich die ansässige Bevölkerung mit verschiedenen germanischen Stämmen. Großfamilien lebten als Selbstversorger von der Landwirtschaft bis ins 12. Jahrhundert. Danach, im Hochmittelalter kristallisierten sich spezielle Handwerksberufe heraus, auch der Handel mit Ware und Gütern erblühte.
Aus allen Geschichtsepochen haben Forscher großartige Funde geborgen.
Die Ortsteile in der Gemeinde
Tiefenbach
Der Ort Tiefenbach wird urkundlich erstmals im 12. Jahrhundert genannt, 1261 wird eine Zinspflichtige de Teufenbach genannt. Die Gemendorferische Matrikel von 1524 führt Tiffenbach als erste unter den Filialen Echings auf. Zunächst gehörte es zum Landgericht Erding, 1803 wurde es dem Landgericht Landshut zugeteilt. Das Urkataster von 1811 zeigt westlich des Bachlaufs das Straßendorf Tiefenbach, das sich von Nord nach Süd erstreckt. Nahe gelegene Ortschaften sind Oberast, Heidenkam, Zweikirchen, Mitter- und Obergolding. Schlossberg ist zu diesem Zeitpunkt völlig unbesiedelt. 1818 zählte das Dorf 22 Häuser im Tal des Tiefenbachs, 7 Häuser in Obergolding, 2 Häuser in Appersdorf und die Einöde Bergmeier.
Ast
Gegen Ende des 9. Jahrhunderts wird Ast (Ouuista) erstmals erwähnt. Im 11. bis 13. Jahrhundert nennt die Geschichte ein Geschlecht De Ouste, es wird häufig als Zeuge mit den nachbarlichen Edlen von Tiefenbach und Heidenkam genannt. Die Besitztümer kamen nach dem Aussterben dieses Geschlechts an verschiedene Klöster. Erst im 16. Jahrhundert wurde Oberast wieder ein eigener Edelsitz. Dies ist durch die weitgehend erhaltene barocke Schlossanlage mit umfangreichen Ökonomiegebäuden noch heute ablesbar. Rund 500 Meter nordöstlich des Herrschaftssitzes mit Söldnerhaus in Oberast befand sich 1811 der drei Gehöfte umfassende Weiler Unterast.
Heidenkam
Heidenkam war Sitz einer geschlossenen Hofmark in geistlicher Hand. Fragmente des ehemaligen Hofmarksitzes sind nur noch an dem mittlerweile überwiegend eingeschütteten, früher ringförmigen Wassergraben im Dorfanger abzulesen.
Golding
Golding war erstmals im 15. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Hier befinden sich stattliche Bauerngüter, die früher v.a. im Besitz kirchlicher Grundherrschaften, wie beispielsweise den Klöstern von Moosburg und Landshut, waren. Im Jahr 1818 werden in Obergolding 7 Häuser genannt. In Unter- und Mittergolding gehen die heutigen Hofstellen z.T. bis ins 16. Jahrhundert zurück.
Zweikirchen
Zweikirchen ist ein Haufendorf im Quellgebiet des Tiefenbachs. Es ist möglich, dass es hier einmal zwei Kirchen gegeben hat, man vermutet auch die einstige Nähe der Kirche zu den Weinbergen. Noch heute gibt es den Weinberg und eine Figur des Hl. Urban, den Patron der Winzer.
Schlossberg
Schlossberg hat sich aus ursprünglich nur zwei oder drei Hofstellen bestehend zu einer nicht unbedeutenden Siedlung entwickelt.
Besiedlungsmerkmale
Die dörfliche Besiedlungsform hat sich bis in die 50er Jahre in allen Ortsteilen erhalten. Ab etwa 1960 beginnen die zwei Orte Tiefenbach und Ast deutlich zu wachsen. 1966 sind Oberast und Unterast bereits zusammengefügt. Die Einwohnerzahlen steigen aufgrund von Baulandausweisungen sprunghaft an. Die Nähe zu Landshut, die günstige Verkehrsanbindung zur Landeshauptstadt München und zum neuen Flughafen München sowie die landschaftlich schöne und ruhige Lage im Tiefenbachtal machen den Ort zu einem begehrten Wohngebiet. Die Dörfer Heidenkam und Golding behalten dagegen ihr landwirtschaftlich geprägtes Aussehen bis heute ebenso wie die stattlichen Einzelgehöfte.
Die politische Gemeinde
Die politische Gemeinde Tiefenbach umfasste vor der kommunalen Gebietsreform 1971 nur die Bereiche Tiefenbach und Golding. Die selbstständige Gemeinde Ast (mit Heidenkam) schloß sich 1971 freiwillig dem größeren Gemeindeverband mit Sitz in Tiefenbach an. Für diesen Bereich (Tiefenbach - Ast) besteht ein rechtsgültiger Flächennutzungsplan von 1978. Erst 1978 wurde auch das Gebiet um Zweikirchen, das vormals zur Gemeinde Münchsdorf gehörte, der Gemeinde Tiefenbach angegliedert. Nach 1978 wurde die Gemeinde zu einer Verwaltungsgemeinschaft mit Kumhausen zusammengelegt, die jedoch bald wieder aufgelöst wurde. Tiefenbach ist seitdem wieder eine eigenständige Gemeinde mit eigener Verwaltung. Im Nordosteck des Gemeindegebietes erfolgten in den letzten Jahren mehrmals Grenzkorrekturen mit der Nachbargemeinde Eching, um Flächen zum Bau von Kläranlage und zur Erweiterung des Sportplatzes zu erhalten. Das Gemeindegebiet hat heute eine Gesamtfläche von 2.483,54 ha.
Die Gemeinde Tiefenbach liegt im Regierungsbezirk Niederbayern, im Landkreis Landshut. Sie grenzt unmittelbar an das Stadtgebiet von Landshut an. Eine bauliche Verflechtung ist aufgrund der Topographie jedoch nicht gegeben. Das Gemeindegebiet wird im Norden von der Isar und der Bundesstraße B 11 begrenzt. Im Osten verläuft die B 15 Landshut - Rosenheim nahezu parallel entlang der Gemeindegrenze. Der Hauptort Tiefenbach liegt 5 km südwestlich des Stadtzentrums Landshut ( St. Martin ). Innerhalb von 15 Minuten kann man vom gesamten Gemeindegebiet aus die Stadtmitte von Landshut erreichen.
Das Schloss Ast
Im 16. Jahrhundert wird Ast zu einem Edelsitz erhoben. Ambrosius Plank aus Münchsdorf kaufte den verstreuten Besitz vom Hl. Kreuzkloster und dem Stift St. Martin in Landshut, somit wurden sie von der Lehenherrschaft befreit. Anstelle zweier Bauernhöfe erbaute Plank 1591 das Schloss. 1632 wurde es von den Schweden völlig zerstört und in den nachfolgenden Jahrzehnten mit Erhaltung der Grundmauern durch den damaligen Besitzer, den Landshuter Rat Johann Georg Bauer auf Heidenkam wieder aufgebaut. 1756 kam das Schloß an die Grafen Preysing- Hohenaschau. 1774 erwarb Simon Rottmanner das Gut und richtete hier eine ökonomische Musterwirtschaft ein. 1851 wurde es Eigentum des Gutsbesitzers Joseph von Hirschberg. Unter ihm fanden in den Fünfzigerjahren des 19. Jahrhunderts Um- und Ergänzungsarbeiten an Schloß und Ökonomiegebäuden statt, unter anderem der Neubau der Schlosskapelle. So erhielt es im vergangenen Jahrhundert sein jetziges Aussehen.
Der Tierfriedhof in Gleißenbach
1997 wurde die Ruhestätte für Tiere im idyllischen Gleißenbach-Tal inmitten von vielen Bäumen und Sträuchern angelegt.
Kirchen im Gemeindegebiet
Pfarrkirche St. Georg, Ast
Das frühere spätgotische Gotteshaus musste Ende des 19. Jahrhunderts dem Neubau der jetzigen Kirche weichen, die 1880 geweiht wurde. Erhalten blieb der Turm der früheren Kirche, der mit seinen Spitzbogenblenden und Ecktürmchen am Ansatz des Turmhelmes zusammen mit dem Schloß zum Wahrzeichen des Dorfes wurde.
Filialkirche St. Ulrich, Tiefenbach
Vermutlich an die Stelle eines mittelalterlichen Burgstalles tritt im 15. Jahrhundert die Kirche St. Ulrich, die vom Kastulus-Stift in Moosburg mitbegründet wurde. Die Sage erwägt ein umgebautes Raubritterschloss, dessen Gegenstück in Eugenbach auf dem gegenüberliegenden Isarhügel stand. Hüben und drüben soll so der Weg das Isartal passierender Kaufleute verlegt worden sein.
Die Kirche liegt auf einer Anhöhe über dem Dorf, eine kurvige Straße, die nach Obergolding weitergeht, führt dorthin. Zu Fuß erreicht man sie über einen steilen Pfad mit 180 Stufen. Der spätgotische, in der Barockzeit veränderte Bau stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Die Altäre stammen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, das Blatt des Hochaltars zeigt den heiligen Ulrich, den Patron der Kirche. Im Jahre 1989/90 wurde das Kirchenschiff verlängert und an der Nordseite ein zweiter Eingang geschaffen. Gleichzeitig wurde der die Kirche umgebende kirchliche Friedhof durch einen gemeindlichen erweitert.
Filialkirche St. Petrus, Heidenkam
Das Apopstelkirchlein zählt zu den ältesten im Landkreis und stammt aus dem 12. bis 13. Jahrhundert, der Hochaltar und die Kanzel gehört der barocken Stilepoche an. Mit einer Mauerstärke von 1,86 Meter hat die Kirche allen Jahrhunderten stattgehalten.
Nördlich in der Apsis befindet sich der Grabstein mit Wappen einer Maria Anna Bauerin von Heidenkam und Ast, gestorben am 17. Juli 1684.
Pfarrkirche St. Michael, Zweikirchen
Nach alten Aufzeichnungen wird der Ort schon früh als Seelsorgezentrum erwähnt. Die Kirche wurde im 15. Jahrhundert im spätgotischen Stil erbaut, wobei die Grundmauern des Langhauses als Fundamente eines früheren, romanischen Gotteshauses dienten. Einzelne spätgotische und barocke Figuren wurden zur neugotischen Ausstattung am Ende des vergangenen Jahrhunderts übernommen.
Filialkirche St. Dionys, Untergolding
Die Kirche ist ein spätromanischer Bau wohl aus dem 12. bis 13. Jahrhundert, gotisch und barock verändert. Gehört als Filiale zur Pfarrei Landshut - Achdorf.
Jakobuskirche Ast
Diese neue Kirche wurde erst 1999 eingeweiht und bildet den Mittelpunkt der evangelischen Christen aus den Gemeinden Altfraunhofen, Buch am Erlbach, Eching und Tiefenbach.
Verfasserin:
Elfriede Haslauer
Quellennachweis:
Chroniken des Landkreises, der Gemeinde, der Feuerwehren
Die Kunstdenkmäler von Bayern, Bezirksamt Landshut
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